Tierschutzbund kritisiert fehlende Haltungsvorgaben für Puten
23.02.2021
Tierschutzbund kritisiert fehlende Haltungsvorgaben für Puten
Anlässlich einer heute in Österreich vorgestellten Studie zur tierschutzkonformen Haltung von Mastputen, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund, dass es in Deutschland noch immer keine Vorgaben für die Haltung dieser Tiere gibt.
„Dass gesetzliche Haltungsvorgaben für Puten schlichtweg nicht existieren, ist angesichts eines Staatsziels Tierschutz im Grundgesetz unvorstellbar“, kritisiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Die Bundesregierung hat ihre Verantwortung bisher gekonnt ignoriert, rechtlich bindende Angaben für eine tierschutzgerechte Haltung von Puten vorzugeben. Dem Versprechen im Koalitionsvertrag, dass man Lücken im Ordnungsrecht schließen wolle, sind bis heute – kurz vor Ende der Legislaturperiode – keine Taten gefolgt.“
Freiwillige Vereinbarungen unzureichend
Der Deutsche Tierschutzbund weist darauf hin, dass freiwillige Vereinbarungen, die sich die Geflügelbranche selbst auferlegt, keine gesetzlichen Regelungen ersetzen können. „Eine Bundesministerin, die sich darauf verlässt, dass die Branche selbst für eine tierschutzgerechte Haltung sorgt, macht den Bock zum Gärtner“, so Schröder. Die vorhandenen freiwilligen Vereinbarungen seien schlichtweg nicht ausreichend. So haben die Tiere bei einer Besatzdichte von knapp drei Hähnen bzw. fünf Hennen pro Quadratmeter Stallfläche zu wenig Platz. Angaben zur Strukturierung der Ställe und zu Beschäftigungsmaßnahmen sind mangelhaft und ungenau.
Voraussetzungen für tierschutzgerechte Putenhaltung
Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes müssen verpflichtende gesetzliche Vorgaben sicherstellen, dass Puten ihre arteigenen Bedürfnisse ausleben können. Dies gelingt nur durch mehr Platz sowie Möglichkeiten für die Puten, „aufzubaumen“, das heißt, erhöhte Sitzplätze einzunehmen. Wenn weniger Puten auf derselben Fläche gehalten werden, würde dies zudem die Durchfeuchtung und Verschmutzung der Einstreu verringern, die bei den Tieren immer wieder zu schmerzhaften Entzündungen an Füßen und Brust führt und Atemwegsinfektionen begünstigt. Dem oft massiven Federpicken müsste man zusätzlich durch Strukturierung, Beschäftigungsmaterial und Zugang zu einem Außenklimabereich entgegenwirken. Durch deutlich verbesserte Haltungsbedingungen könnte unter Umständen auch auf das Schnabelkürzen verzichtet werden, das derzeit routinemäßig durchgeführt wird, um die Pickschäden zu begrenzen. Ebenso sollte der Gesetzgeber für alle tierbetreuenden Mitarbeiter eine ausreichende Sachkunde sowie eine häufige Kontrolle der Tierbestände vorschreiben. Hinweis an die Redaktionen: Mehr Informationen zur österreichischen Studie finden Sie hier: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210222_OTS0083/aviso-online-pressekonferenz-studie-zur-tierschutzkonformen-putenhaltung-tierschutzminister-fordert-eu-mindeststandards